Dada-Parodie

Dada-Parodie

Von Bernhard Benz

Unter den gegenwärtig waltenden gesellschaftlichen Umständen, deren kennzeichnendstes Merkmal die grassierende Sucht nach billig-schrillen Effekten ist, erachten wir es als verdienstvolles Unterfangen, einem zwar eher kleinen, aber geschmacklich nicht ins Beliebigkeitliche abgeglittenen Publikum, das neben mehrheitlich unvoreingenommen Aufnahmewilligen gewiss auch einige Empörungsbereite sowie vereinzelte Kunstsnobs einschliesst, behutsam ein Stück subtil-gediegener, argfrei heiterkeitsstiftender Nonsenskost darzureichen.

So lasst uns denn gemeinsam und gemessen das Folgende vortragen und ihm zugleich achtsam lauschen:

Zuflucht

Verheddert sich im Hagelschnurverhau der falsettgestimmte Pflaumengreifsack? Kommt er dem balzenden Zuckerzipfler mit Spundlochrabatten und Brandreden bei? Bärendienste jedenfalls werden durch Nonnen-Lifting kaltschnäuzig ans panaschierte Andreaskreuz geschmiedet, aber Hans Arps geschniegelte Eierbrettbrigade erficht im Strudel gröhlender Wurmfortsätze den subglazialen Gesamtsieg.

Gebt acht – neun, zehn! Nach dem Semikolon wird ausgeschert und Brotteig geschwenkt, denn in puncto puncti sexti verlautbart der stiefelknechtbewehrte Tantenbläser den unilateralen Blutsturz, wenngleich der fünfte Zaunpfahl in fleischfarbenem Tanga behördlicherseits versucht, entsorgte Heiligenbilder durch verkeilte Brustprothesen hindurch über die ominöse Linie zu drängen. Und schaurig röhren sulzbeladene Hagestolze ihr viviseziertes „Tantum ergo Pascha-geht-um“. Leise flehen deine Käseharfen.

Die Nacht ist ohne Hände – und wird mittels Fusstritten auf Zeile zwei der Pönalklausel gehievt, allwo sie kopfunter ins Rettichlose versiegelter Kebsphalanxen entstürzt.

Elfrieda, breit den Mantel aus – und gewähr uns Zuflucht vor Koprophagen, Zeloten und Tsetsefliegen!

Bilder von Max Ernst, 1891–1976 

(Erste Version: Kriessern, vor 1984; Einleitung sowie Titel und letzten Satz der Parodie verändert und Bilder hinzugefügt: Kaltbrunn, 2019) 
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