„Da sieht er mit Vergnügen das schöne Wildbret an“
„Bagatelle“ mit neokonservativen Jagdmotiven
Von Bernhard Benz
(Trotz seiner quasidramatischen Form soll dieser Text nicht szenisch dargeboten werden. Ein Deklamator trage den vollständigen Wortlaut – also einschliesslich der Rollenbezeichnungen und Handlungs- und Ausdrucksanweisungen – in oratorischem Duktus vor. Besser noch: Die Rezeption bewege sich nicht ausserhalb des Rahmens stiller Lektüre.)
(…)
Anscheinlicher fahrender Geselle;
ins Zimmer tretend;
launig, forsch:
„Tag, fremdes, holdes Maidlein!
(Hm.)
Entzückend auch dein Kleidlein. –
Wollt’ dich dann ferner fragen –
kannst schon die Speis’ auftragen –:
Kennst auch den Brauch, beim Walzen
mal hier, mal dort zu balzen,
wo es ein schönes Kind hat?
(Hm.)
Dies find’t nun heute hier statt!“
Mädchen;
aktuell szenemodisch physiognomiert, couturesalopp;
entgeistert,
hingerissen (unter mehrerem):
„Cool, so cool …!
Hot! Oh, oh! Hot, hot …!
Au, au! Ay, ay! Du, juh … –
Mann, wie mich das umhaut …!“
Haut sich alsbald affektiert-lasziv zur Couch nieder,
wirkt dort geilig zerspreizt
(wenn auch – damit eingeschlossen – ohne allerletzte Delikatesse).
Geselle;
sich darüberhernähernd, quasisouverän lächelnd,
herkömmlich schweratmend;
mit Ausdruck von Leidenschaft
(die Spur zu deklamatorisch):
„O Traum, der von dir herweht –
mir heftig ins Geblüt steht!
O nennbar süss Getümmel!
Romantisch … – sakra, Himmel …!“
Unter den letzten Worten etwa bei des Mädchens fiebriger Körpermitte hauptsächlich situiert,
jäh sich der Gesellen-Kostümierung entreissend,
dabei zornesstrafend verachtungsvolles Frauenantlitz enthüllend,
nun hoch aufgerichtet einen harten Fusstritt gegen des Mädchens Schambein stampfend;
emphatisch, der Stimme das Timbre bebender Empörung verleihend:
„Miese Sau!
Männerfrau!“
Beide Frauen nicht ab.
Wer weiss.
(…)